Theorie- und Praxisseminar
Freitag: 18 bis 21 Uhr
Samstag und Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Montag (Feiertag): 10 bis 16 Uhr
„Ohne (m)ich ist das Leben ganz einfach“, so lautet der Titel eines Buches der 1997 verstorbenen buddhistischen Nonne Ayya Khema. Soll das heißen, es ist das Ziel des Buddhismus, mich meiner Individualität zu entledigen oder meine Persönlichkeit gar zu zerstören? Oder ist damit gemeint, es gebe mich als Person in Wahrheit gar nicht?
Der Titel des Seminars spielt auf die buddhistische Anatta-Lehre an, zu Deutsch die Nicht-Ich-Lehre (auch Lehre vom Nicht-Selbst oder Nicht-Seelen-Lehre genannt). Sie hat bedauerlicherweise einige Missverständnisse hervorgerufen. Das betrifft ganz besonders die damit verbundenen Begriffe „Nicht-Ich“ (Pali: anatta), „leer“ (Pali: sunna) und „Leerheit“ (Pali: sunnata). Überraschenderweise dreht sich die zentrale Lehre einer Weltreligion um etwas Leeres beziehungsweise ein merkwürdiges „Nichts“. Das erinnert eher an Nihilismus, an absolute Sinnlosigkeit, an die Verneinung aller spirituellen Ideale und Werte. Wird hier ernsthaft ein Weg zur vollkommenen Auslöschung propagiert? Nichts von alledem ist gemeint.
In Wahrheit handelt es sich bei der Anatta-Lehre um eine scharfsinnige, hintergründige und vor allem spirituell fruchtbare, weil befreiende Anschauung. Sie ist „der tragende Balken des buddhistischen Denkgebäudes“ wie ein Kenner des Buddhismus einmal sagte. In ihr hat der Buddha seine tiefgründige Erfahrung der vollkommenen Befreiung von unnötigem Leiden gedanklich zum Ausdruck gebracht.
Was wollen wir in diesem Theorie-und Praxisseminar machen?
- Zuerst werden wir kurz den historischen Kontext betrachten, in dem die Anatta-Lehre entstanden ist.
- Darüber hinaus wollen wir intellektuell verstehen, was der Buddha mit „Ich“ und „leer“ meint und warum er denkt, unser gewöhnliches Ich-Verständnis führe zu überflüssigem Leiden.
- „Ich“ und „Leerheit“ werden in diesem Seminar in erster Linie aus frühbuddhistischer Perspektive behandelt. Zu verstehen, was mit diesen Begriffen gemeint ist, ist grundlegend für alle, die ernsthaft an einer auf das Erwachen hin orientierten Meditation interessiert sind.
- Als Schwerpunkt der Veranstaltung werden wir uns auf der Ebene der Erfahrung gut mit diesem Ich vertraut machen. Mithilfe verschiedener Übungen für den Alltag und in formeller Meditation werden wir Bedingungen schaffen, erkennen zu können, wie wir unser Erleben des Ichs selber konstruieren und wie wir es beeinflussen können, damit wir mehr und mehr Freiheit von Leid erfahren.
Das Seminar zielt darauf ab
- auf den drei vom Buddha genannten Ebenen der Weisheitsentwicklung – verstandesmäßiges Begreifen, gründliches Nachdenken über das Gelehrte (Reflexion/Kontemplation) und direkte Erfahrung in Meditation -
- unser übliches Verständnis von „ich“ zu erweitern und zusätzlich eine neue Perspektive uns selber zu verstehen zu eröffnen. Ist dies einmal gelungen, wird uns diese neue Form des Erlebens und Daseins viele der alltäglichen großen und kleinen Leiden ersparen.
- Nicht zuletzt möchte es vermitteln, dass die Anatta-Lehre keine nur wenigen Eingeweihten zugängliche geheimnisvolle Sicht auf die Welt ist. Mithilfe von zielführenden Anleitungen und Geduld kann jede und jeder die Erfahrung von Nicht-Ich machen und das wunderbare Gefühl der Befreiung erleben. Wie sagte einst ein asiatischer Mönch so treffend? „Kein Selbst, kein Problem“
Die Teilnahme ist nur am gesamten Seminar möglich.
Michael Peterssen meditiert seit 1975. Etwa acht Jahre lang praktizierte er Zen. Später gehörte er 15 Jahre lang dem „Buddhistischen Orden Triratna“ an (ehemals „Westlicher Buddhistischer Orden“). Danach hat er 10 Jahre lang längere Meditationsretreats im Schweigen besucht, hauptsächlich bei der Insight Meditation Society in den USA unter Leitung von Joseph Goldstein und anderen Lehrern. Er unterrichtet u.a. an der buddhistischen Akademie.
Seit 1994 leitet er Seminare mit den Schwerpunkten Textstudium, Kontemplation und Meditation. Michael Peterssen interessiert sich besonders für die Kernlehren des Buddha und deren Verbindung zur abendländischen Philosophie, den frühen Buddhismus, die Dharmakontemplation und die Achtsamkeits- und Einsichtsmeditation (Satipatthana Vipassana).
Organisatorisches
Veranstaltungsort ist das Zentrum Freier Buddhismus, Brassertstr. 5, 45130 Essen. Bei Teilnahme bitten wir um eine vorherige Anmeldung unter [email protected] oder Tel. 0170 7532 735. Auch Fragen werden gerne beantwortet.
In den Pausen der Veranstaltung werden wir möglichst wenig reden, um die Konzentration nicht zu beeinträchtigen. Allerdings können Michael Peterssen und der organisatorische Leiter Thomas Hamann jederzeit bei organisatorischen oder persönlichen Fragen angesprochen werden. Die Teilnahme ist nur an der gesamten Veranstaltung möglich. Außerdem kann, wer möchte, am Samstagabend an einem gemeinsamen Abendessen teilnehmen.
Kostenbeitrag sind € 140,- für den Referenten, die Organisation, die Fahrtkosten, die Getränke und gesunde Snacks, die die Meditation nicht behindern (Rentner und Arbeitslose € 100,-, Schüler, Lehrlinge, Studenten, Hartz-IV- und Sozialhilfeempfänger € 60,-. Die Ermäßigungen sollen es Menschen mit geringerem Einkommen ermöglichen, die Veranstaltung zu besuchen. Wer finanziell gut gestellt ist, sollte davon keinen Gebrauch machen).
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