Leitung: Michael Peterssen (Berlin)
Samstag: 10.00 bis 18.00 Uhr
Sonntag: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Wer sich um Selbsterkenntnis bemüht, wird bald bemerken, wie oft wir im Leben von unseren Emotionen und Stimmungen bestimmt werden. Das hat natürlich auch der Buddha festgestellt und darum die große Bedeutung des Fühlens für die spirituelle Entwicklung betont.
Immer, wenn wir mit unserer Sinneswahrnehmung eine Verbindung mit der Außenwelt aufnehmen, entsteht ein Gefühl, positiv oder negativ – z.B. Freude, Zuversicht, Dankbarkeit, oder Ärger, Abneigung, Depression. Fühlen ist Teil einer jeden Erfahrung.
Während die eben genannten schon etwas komplexere Emotionen darstellen, gibt es nach dem Buddha noch grundlegendere Erlebnisse des Fühlens, in der altindischen Palisprache Vedana oder auf Deutsch Gefühlstönungen genannt. Gemeint sind einfache Erfahrungen von angenehm, unangenehm oder neutral, die sich bei jedem Kontakt mit Sinnesobjekten ergeben. Ihre Bedeutung für das spirituelle Leben ergibt sich daraus, dass der Buddha sie als Quelle der unheilsamen „Wurzelgifte“ Gier, Hass und Verblendung sah, sowie als Ursprungsort von komplexeren Emotionen. Dabei führen angenehme Gefühlstönungen zu Gier, unangenehme zu Ablehnung und neutrale zu unterschiedlichen Manifestationen von Verblendung.
Diese ganz basalen Empfindungen bewusst zu erleben, anzuerkennen und sie sich bei der Kultivierung spirituell förderlicher Emotionen wie auch der befreienden Einsicht zunutze zu machen, ist für die buddhistische Praxis von großer Tragweite.
Leider übersehen wir diese Erlebnisse in der Hast des Alltags allzu oft, decken sie absichtlich zu oder distanzieren uns gewollt von ihnen. Dadurch behindern wir unsere spirituelle Entwicklung.
An diesem Wochenende wollen wir den Zusammenhang von Sinneserfahrungen, Gefühlstönungen, Emotionen und anderen Geistesereignissen tiefer verstehen lernen – in der Theorie, aber vor allem durch meditative Übungen. Dies tun wir
- indem wir uns beim Meditieren darin üben, den gefühlsmäßigen Anteil unserer Erfahrung möglichst kontinuierlich bewusst wahrzunehmen;
- indem wir gewohnheitsmäßige Reaktionen beim Fühlen erkennen;
- indem wir mittels direkter Erfahrung verstehen, wie Gefühlstönungen sowohl unseren körperlichen wie geistigen Zustände beeinflussen.
Hier nur einige Aspekte, wofür diese Übungen spirituell hilfreich sind:
- Sie tragen dazu bei, uns selber und andere besser zu verstehen.
- Sie lassen uns den spürbar positiven Einfluss auf unsere Kommunikation mit anderen und auf unser sonstiges Handeln erkennen.
- Sie können uns helfen, mit unangenehmen, aber unvermeidlichen Ereignissen im Leben - wie z.B. Krankheit -, besser umzugehen.
- Durch sie können wir die stille Freude erleben und würdigen, die mit der Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Moment einhergeht.
- Und schließlich bringt uns die deutliche Wahrnehmung der Gefühlstönungen unweigerlich die grundlegende buddhistische Botschaft der Veränderlichkeit aller Phänomene in dieser Welt nahe. Aus eigenem Erleben den Zusammenhang zwischen Fühlen und befreiender Einsicht zu verstehen, bedeutet, einen großen Schritt zu tun hin auf die persönliche Realisierung der Vier Edlen Wahrheiten.
Michael Peterssen meditiert seit 1975. Etwa acht Jahre lang praktizierte er Zen. Später gehörte er 15 Jahre lang dem „Buddhistischen Orden Triratna“ an (ehemals „Westlicher Buddhistischer Orden“). Danach hat er 10 Jahre lang längere Meditationsretreats im Schweigen besucht, hauptsächlich bei der Insight Meditation Society in den USA unter Leitung von Joseph Goldstein und anderen Lehrern. Er unterrichtet u.a. an der buddhistischen Akademie.
Seit 1994 leitet er Seminare mit den Schwerpunkten Textstudium, Kontemplation und Meditation. Michael Peterssen interessiert sich besonders für die Kernlehren des Buddha und deren Verbindung zur abendländischen Philosophie, den frühen Buddhismus, die Dharmakontemplation und die Achtsamkeits-und Einsichtsmeditation (Satipatthana Vipassana).
Organisatorisches
Veranstaltungsort ist das Zentrum Freier Buddhismus, Krimmstr. 19, 45276 Essen. Bei Teilnahme bitten wir um eine vorherige Anmeldung unter [email protected] oder Tel. 0170 7532 735. Auch Fragen werden gerne beantwortet.
In den Pausen der Veranstaltung werden wir nicht reden, um die Konzentration nicht zu beeinträchtigen. Allerdings können Michael Peterssen und der organisatorische Leiter Thomas Hamann jederzeit bei organisatorischen oder persönlichen Fragen angesprochen werden. Die Teilnahme ist nur an der gesamten Veranstaltung möglich. Außerdem kann, wer möchte, am Samstagabend an einem gemeinsamen Abendessen teilnehmen.
Kostenbeitrag sind € 90,-für den Referenten, die Organisation, die Fahrtkosten, die Getränke und gesunde Snacks, die die Meditation nicht behindern (Rentner und Arbeitslose € 70,-, Schüler, Lehrlinge, Studenten, Hartz-IV- und Sozialhilfeempfänger € 50,-. Die Ermäßigungen sollen es Menschen mit geringerem Einkommen ermöglichen, die Veranstaltung zu besuchen. Wer finanziell gut gestellt ist, sollte davon keinen Gebrauch machen).
Motto des Seminares:
Vom Geist geführt die Dinge sind,
Vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt.
Wenn man verderbten Geistes spricht,
Verderbten Geistes Werke wirkt,
Dann folget einem Leiden nach
Gleichwie das Rad des Zugtiers Fuß.
Vom Geist geführt die Dinge sind,
Vom Geist beherrscht, vom Geist gezeugt.
Wenn man da lautern Geistes spricht
Und lautern Geistes Werke wirkt,
Dann folget einem Freude nach,
Gleichwie der Schatten, der nie weicht.
(Dhammapada Verse 1&2, übersetzt von Nyanatiloka Mahathera)
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